Hallöchen Ihr Lieben,
habe mich schon lange nicht mehr gemeldet.
Die letzten 3 Wochen waren total verrückt. Super stressig. Vielleicht hab ich mich nach einem halben Jahr in Australien schon zu sehr an den "komm ich heut nich, komm ich morgen" Lebensstil gewöhnt und kann gar nicht mehr mit Stress umgehen. Gut möglich. Bei dem neuen Kunden habe ich viel mit meinen UK und US Kollegen zu tun und eins muss man sagen, so schön Australien auch ist, aber es liegt einfach definitiv am A... der Welt. Die Zeitzone ist schon manchmal anstrengend. Abends spät noch Telefonate mit UK und morgens um 7 grad noch die US Kollegen erwischen. Das macht keinen Spass. Grad mir als geübten Frühaufsteher macht das so gar keinen Spass... Überhaupt nicht. So.
Gestern war ich echt einfach fertig. Ich bin nach Hause gekommen und hab mich schön gemütlich mit einem Bier auf die Couch gesetzt und noch die letzte Hälfte vom Halbfinals-Rugby Spiel gekuckt. Man muss sich ja anpassen, wenn man in einem anderen Land wohnt, ne?
Das kriegt man in Deutschland wahrscheinlich kaum mit. Aber in Neuseeland findet gerade die Rugby WM statt. Hier eine absolute Ausnahmesituation. Ein Kollege hat letztens eine Tour gemacht mit dem Schiff von Sydney nach Neuseeland, dort ein Spiel angekuckt und dann wieder zurück. 400 Männer an Board... Einfach irre.
Ich hab also gestern das Spiel angekuckt und nur allein beim Zuschauen gerät man beinahe in einen Blutrausch. Ich hab versucht, mich auf die Regeln zu konzentrieren, aber ich wurde immer wieder von dieser Aggressivität und dem Testosteron abgelenkt. Man könnte fast eine Mordslust in den Augen der Spieler erkennen. Um mal zu den Frauen zu sprechen: Rugby ist einfach eine Mischung aus Muskeln und Testosteron. Das gefällt uns doch oder? Es kommt auch nicht selten vor, dass die ne Platzwunde am Kopf davon tragen, blutende Nasen, geschwollene Augenbrauen wie man es sonst nur vom Boxen kennt. Einer hatte gestern eine Platzwunde am Kopf. Das Trikot schon total blutverschmmiert. Kurz nen Verband drum gemacht und dann gings weiter. Es hätte mich wirklich nicht gewundert, wenn die dem die Wunde direkt aufm Spielfeld kurz ohne Betäubung genäht hätten. Wenn man das mal mit unseren Fußballern vergleicht... hm...
Ich hab mich auch immer gefragt, aus welchem Stoff die Trikots sind. So wie die dran reißen und ziehen, kann das keine Baumwolle sein. Ich glaub, das ist ein spezieller Titan-Carbon-Verbundstoff, den die sich bei der Formel 1 abgeschaut haben. Man konnte sehen, wie einer sein Trikot angezogen hat. Da haben 2 andere geholfen, den Spieler in dieses Trikot reinzupressen. Haut eng. Volle Kompression. Zum Atmen scheint es aber noch zu reichen.
Ach ja, übrigens. Australien hat gegen Whales um die Bronze Medaille gespielt. Whales hat ziemlich oft gefoult. Ja, der ein oder andere aufmerksame Leser fragt sich vielleicht, was beim Rugby wohl ein Foul sein kann. Ich weiß es auch nicht. Ich hab versucht, die Frage durch Beobachten zu beantworten. Eine mögliche Theorie: Ein Foul ist, wenn ein Spieler von der Seite gestoppt wird. Eigenltich darf man den Gegenspieler, nur mit brutalster Gewalt direkt frontal niedermähen, aber nicht von der Seite. Klingt logisch, ne? Hm, nagut, vielleicht frag ich da nochmal nach.
Und Australien hat gewonnen. Bronze Medaille für die Wallabys. Und Whales hat es als Überraschungsmannschaft immerhin zum 4. Platz gebracht. Am Sonntag ist das Finale. Die All Blacks gegen die Franzosen. Da weiß ich, wem ich die Daumen drücke. Sicherlich nicht den Franzosen :-)
So, und weil Text alleine langweilig ist, machen wir jetzt einen Zeitsprung. Zurück zum langen Oktober-Wochenende. Der 3.Oktober ist in Australien Labour Day, also Tag der Arbeit, also frei.
Trotz und gerade wegen schlimmster Wetterprognosen haben wir uns entschieden zu fünft ein Ferienhäuschen am Strand übers lange Wochenende zu mieten. Am Ende sind wir dann an einem wunderschönen kleinen Ort namens Diamond Beach mitten im nirgendwo 3.5 Autostunden nördlich von Sydney gelandet. Dort haben wir uns ein kleines Häuschen in einem Resort gemietet. Relativ günstig für australische Verhältnisse. Aber mitten im Nirgendwo. Als wir angekommen sind, wollten wir noch ein paar Sachen einkaufen fürs Frühstück usw. Der nächste Supermarkt war 30min entfernt in Forster.
Bei der Gelegenheit hab ich gleich mal bei meinem Reservat vorbei geschaut, ob da noch alles rechtens ist:
Wir sind da ein bisschen am Strand spazieren gegangen und haben die hier getroffen:
Pelikane, die an der Schlachtbank auf die Reste der Fischer warten:
Die Wolken sahen ein wenig bedrohlich aus, haben sich aber noch beherrscht. Erst am nächsten Tag, Sonntag, gings dann so richtig los.
Am nächsten Tag, Sonntag, hat es dann echt geschüttet und gestürmt, was das Zeug hält. Wahnsinn. Wie gut, dass in diesem Resort ein SPA inklusive war. Ich hab mir also eine 2 stündige Massage gebucht. Also body treatment. Ganzkörperanwendung sozusagen. Das war einfach himmlisch. Erst Fussmassage, dann Ganzkörperpeeling mit anschließender Schlammpackung. Während der Schlamm so langsam fest gekrustet ist, gab es eine halbstündige Gesichtsmassage. Kurz unterbrochen von einem Lachanfall. Bleibt ihr mal ernst, wenn euch jemand die kleinen Muskeln zwischen Mund und Nase massiert. Aber die Kopfmassage war traumhaft. Hoffe, ich habe nicht geschnarcht. Dann konnte der Schlamm endlich runter und ich trau's mir kaum zu sagen... das war erst die Halbzeit. Finish war dann nochmal eine 1 stündige Ganzkörper Massage. Es war göttlich, einfach nur pures Glücksgefühl, dass man sonst wahrscheinlich nur kurz vor dem Nirvana empfindet. Vielleichts lags auch an dem schönen Ambiente oder am Masseur :-)
Am nächsten Tag, Montag, war ja auch schon wieder Abreisetag. Und wer erräts? Genau, die Sonne kam wieder raus. Ist ja klar.
Wir haben einen kurzen Busch-Walk gemacht. Der war richtig schön matschig nach dem durchgeregneten Sonntag. Das Foto, wie ich mit zwar hochgekrempelter aber weißen Hose in so ein Schlammloch trete, ist mir Chris noch schuldig. Vielleicht liefer ich das bei Gelegenheit noch nach.
Um dann an diesem schönen Strand rauszukommen:
Daran kann man sich einfach nie satt sehen:
Anschließend haben wir noch ein Picknick in einem Park gemacht, gegrillt und dann hat's wieder angefangen zu regnen, dass wir uns auf unseren 3-4 stündigen Heimweg gemacht haben.
Kurz vorm Ziel sind wir noch an einem Kängeruh Geheimtipp vorbei gefahren. Warum auch immer scheint diese Wiese ein Lieblingsplatz für Kängeruhs bei Sonnenuntergang zu sein. Über hundert Kängeruhs und viele gefüllte Beutel. Absolut cool... die Kleinen sind dann schon so groß und der Hals lang genug, dann sie einfach direkt ausm Beutel heraus Gras fressen können.
Wünsche euch noch ein schönes Wochenende und bis bald!
Halli Hallo,
ihr habt schon länger nichts von mir gehört.
Das hatte einen Grund.
Und zwar habe ich einen Abstecher nach Deutschland gemacht. Schön wars in der Heimat und schön, einige von euch wiederzusehen.
Hehe, und natürlich war auch ein bisschen shoppen angesagt. Man kann wahrscheinlich überall in der Welt, Dinge günstiger kaufen als in Sydney. Das musste ich bei der Gelegenheit ausnutzen.
Das ist die neueste Errungenschaft und nein, es ist kein Karnevals-Kostüm:
Am Dienstagmorgen bin ich bei super Sonnenschein wieder gut in Sydney gelandet. An den Plan - direkt ins Büro zu fahren - war tatsächlich aufgrund totaler Erschöpfung nicht zu denken und ich musste mich erstmal 2 Stunden hinlegen. Habe mir dieses Mal aber zur Sicherheit gleich zwei Wecker gestellt, dass ich wirklich aufwache und der Rhythmus nicht völlig im Eimer ist. Das ist auch geglückt. Wenn ich die 2 Wecker nicht gehabt hätte, hätte mich aber etwas anderes geweckt:
War ein schöner Willkommens-Gruß direkt vor meinem Fenster.
Die restliche Woche habe ich dann versucht, mich an die Zeit zu gewöhnen, obwohl es gar nicht soo schlimm war. Das Wetter war traumhaft schön und am Freitag sind die Temperaturen kurzzeitig über 30 Grad geklettert. Das ist mal ein Frühling.
Leider hat uns das Wetter zum Wochenende im Stich gelassen und am Samstag und Sonntag hat es wie aus Eimern geschüttet - natürlich immer in Verbindung mit einigen Sturmböen, sonst wäre es ja langweilig.
Richtiges Couch-Wetter.... oder aber auch... Museums-Wetter. Ich wollte vor die Tür. Also bin ich ins Museum of Sydney gegangen. Da gab es eine Foto-Ausstellung namens "52 Suburbs" - 52 Stadtteile und wer hätte es gedacht? Sydney hat ingesamt 683 Stadtteile. Das Foto-Projekt hat eine Frau ins Leben gerufen, die in Sydney geboren wurde und irgendwann feststellt, dass sie zwar schon viel gereist ist, aber ihre eigene Stadt nicht kennt. Sie nimmt sich vor, pro Woche im Jahr einen Stadtteil zu erkunden, zu fotografieren und in ihrem Blog davon zu berichten. Das ist wohl unheimlich erfolgreich gewesen... und so hat man die Foto-Ausstellung noch ins Leben gerufen. Tolle Fotos. Sehr schön.
Und neben den 52 Suburbs hatte das Museum of Sydney auch noch einiges Historisches zu bieten. Wie sich die Stadt im Wettlauf mit Melbourne entwickelt und an die Spitze gesetzt hat, dass die Harbour Bridge 1932 fertig gestellt und eröffnet wurde, dass das Opernhaus von einem dänischen Architekten namens Jorn Utzon entworfen und 1973 eingeweiht wurde usw. Falls euch Günther Jauch mal sowas fragt, könnt ihr euch vielleicht erinnern.
Und wie kann man es anders erwarten, gab es noch eine Ausstellung übers Surfen - wie sich die Surfboards im Laufe der Zeit entwickelt haben, als die ersten Frauen surfen lernten, Bademode usw. Die Australier... herrlich. Wie würde bei uns jemand kucken, wenn er im Museum vor einer Auswahl knallbunter Surfboards steht? :-)
Etwas nicht ganz so historisch Wertvolles, aber auf jeden Fall stilistisch Einmaliges hab ich im Museums-Shop in Form eines Kühlschrank-Magneten erstanden:
Am Sonntag, also heute, hat es weiter Bindfäden geregnet. Das ist ein beruhigendes Geräusch beim Einschlafen, finde ich zumindest. Aber wahrscheinlich verbinde ich damit die stille Hoffnung, dass ich es nicht mehr höre, wenn ich wieder aufwache. Nagut, das hat heute nicht geklappt.
Ne Freundin rief an, dass man bei dem Wetter ja eh nich viel machen kann... dann könnten wir auch zum Oktoberfest gehen in einen deutschen Club. Großes Zelt und Live-Musik. Was ein Glück. Also sind wir dahin gefahren. Es gab jede Menge deutsche Leckereien inkl. Sauerkraut, Senfgurken, Marzipan, Knödel und Ruf-Vanillepudding-Pulver.
Hab ne Tafel Rittersport mitgenommen :-)
Ach, ihr fragt euch bestimmt, ob man Down Under auch Tracht trägt. Also wer Tracht im Schrank hängen hat, hat auch Tracht getragen. Ich besitze gar kein Dirndl. Daher gibts auch kein Foto...
Und was isst man aufm Oktoberfest?
Na klar, ne Haxe oder pork knuckles. Und ich muss sagen.... richtig lecker.
So, das wars auch schon von meiner Woche.
Ich hoffe, euch gehts gut. Genießt den tollen Spätsommer!