Singapur - die Dritte
Hallöchen,

oh man, die Zeit vergeht einfach wie im Flug. Ich war doch schon vor 4 Wochen in Singapur. Dann wirds jetzt aber mal Zeit, denkt ihr euch? Ja, denke ich auch.

Das war dieses Mal mein dritter Besuch in Singapur und es war bisher immer merkwürdig. Aber dieses Mal... ja, dieses Mal wars toll. Lag vielleicht auch an der netten Begleitung. Habe Caro in Singapur getroffen. Also war es nicht nur einer dieser Business Trips, sondern wir haben tatsächlich was gesehen und erlebt.
Das erste - wie immer einschneidende - Erlebnis war die Keule, die einem das drückend schwül-heiße Wetter über den Kopf zieht, sobald man seinen klimatisierten Kokon verlässt. Grausam, da werde ich mich nicht dran gewöhnen. Raus aus 15 Grad australischen spätherbstlichen Temperaturen rein in das 35 Grad Moloch.
Der erste (weibliche) Kommentar über Singapur ist immer der gleiche: "Da kann man so gut shoppen". Als Asiatin mit Kleidergröße 2 vielleicht schon. Kleidergröße 2 gibts bei uns nicht... ist das nicht generell ein Verbrechen, dass es überhaupt irgendwo auf der Welt eine Größe 2 gibt? Hm, da fällt mir grad ein, haben die Amerikaner nicht size 0? Größe Null? Oh man, Singapur ist vielleicht gar nicht so übel :-)
Aber ein Glück, dass Caro schon eine Weile in Singapur ist und sich Shopping technisch schon einen Überblick verschafft hatte. Damit stand das Samstags-Programm. Unzählige Shopping Centres, 3 Paar Schuhe, diversen Schmuck und das eine oder andere Accessoire später, hatten wir genug vom Shopping-Marathon.



Das ist das "It-Getränk" in Singapur. Hab ich jetzt auch schon in Sydney gesehen. Das ist eine Art Tee. Jasmin, grüner, Früchte, Ingwer, was auch immer. Dann sucht man sich den Süße-Grad heraus - von moderat bis volle Dröhnung - und am Ende gibts noch einen Schwung kleiner dunkler Kügelchen, die dann unten im Plastikbecher drin herumschwimmen. Die muss man dann mit ein bisschen Schwung durch den ultradicken Strohhalm saugen, um festzustellen, dass die Kugeln widerliche aus der Molekular Küche abgekupferte Plagiate sind, die volle Kanne und total künstlich nach Gummibärchen schmecken. Baaah! Gut, vielleicht habe ich mit meiner Mischung einfach daneben gegriffen. Aber wenn das das einzige Nahrungsmittel auf der Welt wäre, würde ich bald (gut, nach ner ganzen Weile) so wie mein Freund hier auf dem Foto aussehen:



Am Sonntag haben wir es dann ganz ruhig angehen lassen. Ich hatte mich bei Caro mit ins Hotel einquartiert. Ha! Mal wieder das Marina Bay Sands. Das Hotel ist einfach der Wahnsinn. Kennt ihr ja schon aus meinem Blog, ich weiß, aber eine kleine Erinnerung für den ein oder anderen:



Also haben wir es uns am Sonntag am Pool in der 57.Etage gemütlich gemacht.





So kann man es eine Weile aushalten. Am Rand hängen und den Blick schweifen lassen. Auf Hochhäuser, einen Industrie-Hafen, einen künstlich angelegten eckigen See und diverse andere moderne Architektur. Irgendwie abstoßend und auch faszinierend zugleich.



Unfassbar! Blauer Himmel! Und das im Smog-Moloch Singapur.



Das Molekular-Kügelchen Getränk vom Vortag hat mein Gehirn sicherlich so gut konserviert, dass es eine Weile länger frisch bleibt. Aber in der 57.Etage ist es der Sonne bestimmt 70m näher als normalerweise. Also bloß kein Risiko eingehen:





Es gibt noch etwas, dass den Singapur-Fans sofort einfällt: galaktisch gutes Essen! Essen in einer kaum vorstellbaren Vielfalt! Und das wird zu Recht gelobt! Es gibt eine besondere Spezialität. Die Chilli Crab. Also Chili Krabbe. Das haben wir natürlich ausprobiert.

Hier war noch alles gut. Die normalen 32 Grad bei 90% Luftfeuchtigkeit und kein Lüftchen.



Wir haben mit etwas Einfachen begonnen. Garnelen... in Cornflakes oder so knusprigen Haferflocken. Ungewöhnliche Mischung, aber sehr lecker.
Und dann kam das Tierchen endlich. Ich hatte eine schöne knusprige und vor allem trockene Krabbe erwartet, die schon halb ausgelöst auf ihren vollständigen Verzehr wartet, aber es kam ganz anders. Caro hatte ihren Spass mich dabei zu beobachten und zu fotografieren, wie ich mit den Krabben-Teilen kämpfe. Das ist nämlich ziemlich fies. Im Körper, also dort, wo das meiste Fleisch drin ist, hatten die Küchen-Chefs schon ganze Arbeit geleistet und die Schatzkammer schon ausgeräumt. Das Fleisch kam dann in die scharfe Chili-Krabben-Soße. Und um es dem späteren Esser besonders schwer zu machen, kommen die übrigen Krabben-Teile, die noch ausgepult werden wollen, in die Soße mitten rein. Wenn der Teller dann auf dem Tisch steht, greift man sich mit den Fingern so ein glitschiges Krabbenstück und macht sich mit Zange und diesem Auskratz-Spatel (das haben die sicher irgendwann beim Zahnarzt mal mitgehen lassen) ans Werk.



Langsam wird es anstrengend. Warum sitzen wir draußen und nicht bei klimatisierten 19.5 Grad drinnen? Der Chili heizt mir ordentlich ein. Es fühlt sich an, als hätte sich mein Körper in ein Kraftwerk verwandelt, das Temperaturen unter 50 Grad einfach nicht zulassen will. Die Krabbe ist widerspenstig. Es wird schon dunkel und die Beinchen liegen immer noch erwartungsvoll auf meinem Teller.



Was für ne Sauerei aufm Tisch. Eine Erfahrung wars auf jeden Fall, aber das nächste Mal hätte ich gern etwas aufm Teller, was ich nicht erst aus einem Chitin-Panzer heraus pulen muss (Ich musste kurz über den Unterschied zwischen Chinin und Chitin nachdenken. Hoffe aber, dass ich das richtige Wort gegriffen habe).



Dann haben wir es 1-2 Nächte ruhig angehen lassen. Tagsüber brav arbeiten und abends dann essen im Zimmer vor der Glotze. Man glaubt es kaum, aber in Singapur übertragen die den WDR. Ich würde das an dieser NIE öffentlich zugeben, wenn nicht das passiert wäre: Caro schaltet den Fernseher ein und ruft: "Hey, da kommt Land & Lecker im Fernsehen!". Kennt das jemand? Das ist eine Sendung, wo Bäuerinnen für andere Bäuerinnen kochen - meistens mit den Erzeugnissen aus ihrer eigenen Landwirtschaft. Wie froh war ich, dass Caro das auch schon kannte. Die Damen werden in so einem tollen restaurierten Bus zur nächsten Gastgeberbin gefahren. Auf dem Weg gibts ordentlich Sekt und manchmal selbstgebackenen Kuchen. Die Ladys kommen dann schon halb abgefüllt an, der Mann der Gastgeberin beschäftigt die Damen solang mit spannenden Bauernhof-Geschichten oder Trekker-Fahren, bis die Vorspeise bereit ist. Die Folgen gibts auch online :-) Ok, ich schweife ab.

Meine Chef-Chefin Silke kam später auch noch dazu und dann konnte die kulinarische Reise durch Singapur beginnen. Am Donnerstag waren wir im "Ku De Ta" essen - ein Restaurant auf dem Dach des tollen Hotels. Wir mussten uns erst noch ein wenig die Zeit vertreiben, bis unser Tisch bereit war. Da hatten wir dann endlich die Gelegenheit das andere "It-Getränk" auszuprobieren: einen Cocktail namens Singapore Sling. Ich versuch mich gerade zu erinnern, was drin war. Hm, es war etwas Rotes. Ganz sicher :-) Ein bisschen süß für meinen Geschmack, aber bei der Hitze ist ein kühles Getränk absolut willkommen.



Dann haben wir von der Aussichtsplattform noch ein paar nette Bilder von oben gemacht.









Der Pool bei Nacht







Nach dem tollen Abend und dem wahnsinnig tollen Essen wollten wir eigentlich nur noch schlafen. Aber wir haben den Fernseher nochmal eingeschalten. Und sind an einem ganz bizarren Film hängen geblieben. "Frozen" (Ich habe gerade mal gegoogelt und der deutsche Titel lautet "Eiskalter Abgrund".) 3 Snowboarder sind bei der letzten Fahrt auf einem Ski-Lift gestrandet, der erst in einer Woche wieder in Betrieb genommen werden soll. Baaaahh, die Story hat jeder schon mal gehört, aber wir konnten einfach nicht wegsehen. Auch als der eine Typ runter springt, weil es ja gar nicht so hoch ist und sich dabei beide Beine bricht. Und sie nachts einschläft und ihr die Handschuhfreie Hand an diesem Metallbügel fest friert. Und was fehlt noch? Genau, Wölfe. Was sonst. Es war alles dabei. Alles vorhersehbar und doch fesselnd genug für uns bis 2 oder 3 Uhr nachts den Film zu Ende zu sehen, weil man ja doch wissen will, ob nicht wenigstens einer überlebt.

Ok, ein kleiner Exkurs. Weiter im Thema. Wo waren wir stehen geblieben? Essen! Ja, genau. Am nächsten Abend hatte Silkes Freund von einem Freund, Ryan, ein anderes Restaurant ausgesucht: "No signboard" ("Kein Namensschild"). Toller Name für ein Restaurant. Aber das Essen war dafür ausgezeichnet. Ich kann euch gleich sagen, dass wir die Chili Krabbe mal schön links liegen gelassen haben. Statt dessen haben wir uns wieder den knusprigen Haferflocken-Cornflakes-Garnelen gewidmet



und leckerem Fisch



Anschliessend haben wir einen kleinen Verdauungsspaziergang gemacht...



...bis zum Fullterton Hotel. Das waren bestimmt 500m. Und bloß nicht zu schnell laufen bei der Hitze. Eine traumhafte Bar auf der Dachterasse mit Blick auf das Marina Bay Sands.





Und gratis oben drauf gabs noch eine Laser-Show



Unter der Woche hatte ich mich mit Kollegen unterhalten, was man denn am Wochenende noch so machen kann in Singapur und Umgebung und mir wurde eine kleine Insel empfohlen, die noch zu Singapur gehört (also keine Pass-Schwierigkeiten) und die nur eine 15minütige Bootsfahrt entfernt ist. Ich fand, das hörte sich ganz gut an. Die Insel heißt Pulau Ubin. Schon die Überfahrt war einzigartig und vor allem unser Fortbewegungsmittel



Der Kapitän sollte es sich scheinbar nicht allzu gemütlich machen



Endlich da und immer noch irre schwül



Pulau Ubin ist bekannt für seinen tropischen Regenwald, den die Einheimischen gern mit dem Fahrrad erkunden. An jeder Ecke kann man Fahrräder ausleihen, aber wer will schon bei 35 Grad in die Pedale treten? Also haben wir uns für wandern entschieden. Gut, sagen wir gemächliches Laufen. Da wussten wir noch nicht, dass man beim Fahrrad fahren wenigstens noch den Vorteil von etwas Fahrtwind hat. Schwitzen tut man so oder so. Aber das kommt später. Wir laufen also gemächlich los.

Hier ein Tempel...



...da ein bisschen Regenwald mit Bananenpflanzen



...und jede Menge Jackfruits. Hat die schonmal jemand gegessen? Im Hotel beim Frühstück gabs so eine orange farbene Frucht mit einem großen Kern in der Mitte. Schon allein dafür ist es der 8 stündige Flug nach Singapur wert. Eine Geschmacksexplosion. Ich hab Caro davon vorgeschwärmt und ich hab ihr erzählt, dass ich schon die ganze Zeit überlege, wie die Frucht heißt und dass ich die bisher nirgends finden konnte. Gut, Caro holt sich auch was davon und sagt, dass auf dem Schild, dass an der großen Schüssel hängt, "Jackfruit" steht :-) Das lass ich jetzt mal unkommentiert. Danke, Caro, du hast mir eine lange Suche erspart :-) Das hab ich natürlich gleich gegoogelt, weil ich ja immernoch nicht wusste, wie die Jackfruit von außen aussieht und siehe da... mal kurz rüber nach Pulau Ubin, in die feurig heiße Tropenhölle und schon hängt sie da. Meine Jackfruit



Kokosnüsse, wohin das Auge sieht





Alles so schön grün...



...und so schön heiß. Da hat sich die kleine Schildi eine Abkühlung gesucht



Eine wirklich tolle Flora



Das hört sich bisher nach einer relativ langen Wanderung an, nicht wahr? Wer mit dort gewesen ist, würde jetzt schon über das Wort "wandern" lachen. Wir sind eher gekrochen. Langsam, leidend. Ich kam mir vor wie ein Tier in der Savanne, ein kühles Plätzchen und ein Wasserloch suchend. Während die nicht schwitzenden Radfahrer an uns vorbei gezischt sind. Dann haben wir endlich unser Wasserloch gefunden

So haben wir uns gefühlt, als wir nach 40minütigem Fußmarsch in dem Lokal ankommen



und so sahen wir aus



Ich glaube, als wir da saßen und still vor uns hin litten, wurde das ein oder andere Mal erwähnt, dass das doch mein Vorschlag war. Ich hab noch versucht, den Inselbesuch auf die Kollegin abzuwälzen, aber wohl nicht sehr glaubwürdig. Die Damen waren not amused. Vielleicht muss ich nie wieder etwas organisieren ;-)
Auch der Riesen-Rochen im Mücken-Tümpel neben der Terasse konnte uns nicht mehr wirklich vom Hocker hauen



Wir haben in der Bar einen Fahrservice gebucht, der uns auf direktem Weg zu den Booten zurück gebracht hat. Weg hier. Tschüss, Pulau Ubin, wir werden dich wohl nicht so schnell vermissen... aber auch nicht vergessen

Könnt ihr euch denken, warum wir auf dem Bild so grinsen? Wir hatten gerade eine gute Idee.



Na kommt, ihr wisst doch, was jetzt kommt? Ja, genau das...



Und unser City-Guide, Ryan, hielt für unseren letzten Tag, den Sonntag, eine besondere Überraschung bereit. Pink Brunch in der 70. Etage des Swiss Hotels. Also, wer demnächst plant, nach Singapur zu fliegen, der sollte das Ende des Monats tun. Pink Brunch ist am letzten Sonntag im Monat und ist mehr als nur zu empfehlen. Ich bin wirklich kein Pink-Fan, aber das war Pink in einer Perfektion, die ich mir zumindest einmal im Leben gut gefallen lassen kann. Alles war Pink, die Kellnerinnen, im Aufzug lief die Pink Panther Musik und er kam später noch höchstpersönlich vorbei



Das war pure Dekadenz. Pinker Champagner, soviel wie man trinken konnte. Nach dem Begrüßungs-Bellini natürlich...





Das Buffet ließ keine Wünsche übrig, von Sushi über Käse, diverse warme Speisen, Gemüse, Lachs und linksgestreicheltes täglich massiertes bei 95 Grad 10 Stunden beglücktes Schweinefleisch. Und dann noch das sagenhafte Schoko Buffet - einfach alles in pink







Auch noch ein pinker Schoko-Brunnen



Und sogar eine pinke Austern und Krabben und Sushi-Auswahl



Und Pink Panther kam dann auch noch vorbei



Das hat man davon, wenn man schon um 11 Uhr anfängt zu trinken...



Kichernd haben wir uns dann irgendwann auf den Weg gemacht. Wir sind in eine der Einkaufszentren gefahren und haben mal geschaut, ob man evtl irgendwo eine Pediküre bekommt. Aber nicht irgendeine Pediküre. Nein. Wenn schon, dann richtig...
Eine Fisch-Pediküre



Da knabbern die kleinen Putzerfische an den Füßen dran herum. Auch unten an der Fußsohle. Das sieht dann so aus



So saßen wir dann da - 30 Minuten lang - während die Fische ganze Arbeit geleistet haben. Es gab 2 Becken. Einmal die kleineren wahrscheinlich noch Teenager-Fische. Sicherlich schon alt genug, um zu arbeiten und dann das andere Becken mit den erfahrenen Senior-Fischen, die ein wenig kräftiger geknabbert haben. Die Füße waren hinterher auf jeden Fall Babypopo-zart



Danach nochmal schön Füße abspülen und dann waren wir entlassen.



Das war mal ne tolle Sache. Vor allem mit all den Blubberbläschen im Magen. Silke und ich sind dann Sonntagabends zurück nach Syndey geflogen. Ich weiß auch nicht warum, aber ich hatte ordentlich Kopfschmerzen auf dem Flug. Dann sind wir Montagmorgens um 5 Uhr gelandet. Puuhh... brauch euch nicht zu erzählen, dass mir das arbeiten am Montag nicht leicht gefallen ist.

Ich hoffe, ihr habt einen guten Start in die Woche und bis bald.