Montag, 6. Juni 2011
Peking
Halli Hallo,

habt ihr das lange Wochenende gut überstanden?
In Australien gabs keinen Feiertag, aber euer Pfingstmontag ist hier auch frei - wir feiern den Queen Geburtstag nachträglich. Eine Kollegin hat mich erst darauf hingewiesen, dass der Queen Geburtstag in England gar kein Feiertag ist, aber dafür in Australien. Naja, vielleicht ist das einfach der Ausgleich, dass hier zur Strafe alle auf der falschen Seite der Straße fahren müssen.

Puuh, ich wollte eigentlich gestern schon meinen Peking-Bericht fertigstellen, aber irgendwie war ich zu faul. Ich war echt zuviel unterwegs. Am Wochenende war erstmal Schlaf nachholen angesagt und jetzt freue ich mich auf ein paar Wochen in Sydney - anstatt schon wieder in den Flieger zu steigen.

Flieger ist ein gutes Stichwort. Letzte Woche Sonntag bin ich aus Brisbane zurückgekommen, war ca. 9 Uhr abends zu Hause und bin am nächsten Morgen gegen 5 Uhr wieder zum Flughafen gefahren - Ziel: Peking. Wir haben einige Kunden in unser Innovations-Center in Peking eingeladen.
Mit small talk tue ich mich ja so oder so schwer, aber an einem ganz frühen Montagmorgen? Oh jee... Na, immerhin bin ich pünktlich aufgestanden. Das war ja schonmal die halbe Miete. Aber Kunden sind ja auch Menschen :-) und die hatten zum Glück auch keine Lust auf große Konversation.
Die reine Flugzeit von Sydney nach Peking beträgt 13 Stunden, wir hatten noch einen Zwischenstopp in Hongkong. Abends kommen wir endlich in Peking an und werden von unserer Reiseführerin Wynona in Empfang genommen. Unser Hotel befindet sich direkt neben dem Olympischen Park - könnt ihr euch noch an die Bilder der Olympiade 2008 in Peking erinnern? Das Schwimmbad - Wasserwürfel und das Stadium - Vogelnest genannt? Sieht fantastisch aus. Zu dem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht, aber das wird der einzige Zeitpunkt sein, wo wir abends die Lichter sehen können. Die werden abends 22:00 Uhr immer ausgeschalten, um Energie zu sparen und an allen anderen Abenden waren wir immer erst nach 22:00 Uhr im Hotel. Nach mehreren Stunden Flug bin ich nicht auf die Idee gekommen, die Kamera auszupacken... Um euch trotzdem zu zeigen, wie toll das aussieht, habe ich mir ein paar Bilder "geborgt":





Das Hotelzimmer war super. Ein riesen Bett mit viel zu vielen Kissen und sogar eine Bose Anlage aufm Zimmer. Wahnsinn.



Und ein gläsernes Badezimmer:



Am nächsten Tag hatten wir ein tagesfüllendes Programm im Innovation Centre. Während der Hinfahrt war ich positiv überrascht von der Stadt. Ich hatte ja bisher nich viel am Hut mit Asien und hätte mir jede Menge andere Urlaubsländer vorstellen können, bevor es mich nach Asien gezogen hätte, aber ich war positiv überrascht. Vorurteilsmäßig hatte ich mir eine chinesische Großstadt als schwül heißes Smog-Moloch vorgestellt. Kollegen hatten mir erzählt, dass sie teilweise tagelang keine Sonne gesehen haben, aber wir müssen wirklich Glück mit dem Wetter gehabt haben. Klare Sicht, blauer Himmel, Sonnenschein. Einfach toll. Und es gab auch nicht so viele dicht gedrängte Hochhäuser, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Straßen waren gut in Schuss - die sind ja teilweise erst für die Olympiade gebaut oder ausgebessert worden. Alles hat irgendwie einen "neuen" und gepflegten Eindruck gemacht. Wie das halt so ist mit den Vorurteilen...
Abends sind wir Essen gegangen - in so eine Art Restaurant-Dorf. Überall kleine Restaurants, bunte Lampions und ganz viele traditionelle Kostüme und die Damen tragen diese speziellen Schuhe. Sieht aus, als würden die auf einer hölzernen Seifenschachtel stehen mit denen sie nur so kleine Watschelschritte machen können. Wir hatten dann das Vergnügen, dass unser Abendessen von einer chinesischen Oper begleitet wurde.... Es gibt sicherlich Gelegenheiten, wo man sich lieber diplomatisch ausdrücken sollte, aber ich muss ehrlich sagen, dass das ganz ganz schrecklich war. Der Gesang war unheimlich hoch - kurz vor der Schmerzgrenze und unheimlich laut - und die Kostüme und der Tanz waren wie von einem anderen Stern. Es gab so einen Maskentanz, wo der Schauspieler mehrere Strumpfmasken übereinander getragen hat und der Brüller war, vor einem Gast stehen zu bleiben und sich bei einem kurzen Trommelwirbel eine der 18 Strumpfmasken vom Kopf zu reißen. Naja. Andere Länder, andere Sitten. Die anwesenden Chinesen waren begeistert. Wer weiß, was die von unserer Oper halten :-)

Das Essen war auch lecker. Ich denke, dass unsere Reiseführerin schon Sachen für den "westlichen Gaumen" ausgewählt hat. Also keine Hühnerfüße oder -köpfe. Zumindest nicht erkennbar :-) Es gab viel Hühnchen, Rindfleisch, Fisch und na klar Gemüse und Reis. Wirklich lecker. Nur die Desserts waren gewöhnungsbedürftig. Die kleinen Süßigkeiten haben wir purer Zucker geschmeckt und sind größtenteils übrig geblieben. zum goldenen Abschluss gabs aber auch immer noch Früchte. Melone und Lychees und Pitahaya oder Drachenfrucht. Wisst ihr, was ich meine? Ach, mit Bild gehts doch besser:



An dem Tisch neben uns saß eine größere chinesiche Gesellschaft - alle mit hochroten Köpfen... alle zu tief ins Glas geschaut, dabei hatte das Glas höchstens eine Fingerhut-Größe. Daraus trinkt man so ein ganz übles Zeug - Wynona erklärte uns, dass das chinesischer Alkohol ist. Das war bestimmt die diplomatische Übersetzung. Hat geschmeckt wie ein hochprozentiger (tatsächlich 52%) selbstgebrannter Grappa - nur ohne den guten Williams Birnen Geruch, aber brannte noch ein bisschen mehr in der Speiseröhre.

Dann sind wir wieder ins Hotel - der Olympia-Park lag schon im Dunkeln.

Am nächsten Morgen sind wir dann auf einer extra für die Touristen neu gebauten Schnellstraße (Badaling Autobahn) zur Chinesischen Mauer gefahren. Das macht auch Sinn, denn der Verkehr in der Rush Hour ist der Wahnsinn.
Kaum haben wir die Stadt hinter uns gelassen, gibt es eine tolle klare Sicht auf Berge und schöne grüne Landschaften. Nach ca. 1,5 Stunden kommen wir an. Wir sind nicht die einzigen. Badaling ist der am meisten besuchte Mauer-Abschnitt.



Insgesamt ist die chinesische Mauer mehr als 8.000 Meter lang, aber nicht komplett miteinander verbunden und auch unterbrochen von Seen. Der Streckenabschnitt, den wir besucht haben, liegt ca 80km nördlich von Peking - ist besonders gut restauriert worden und ist ca.70km lang.

Hier mal ein paar Eindrücke:



California Beef Noodle King USA - man könnte fast meinen, dass sich die Amerikaner an China angepasst hätten, damit aber keine Unklarheiten entstehen, kommt "USA" sicherheitshalber nochmal ans Namens-Ende



Jetzt aber auf zur Mauer:









Teilweise ganz schön steil und riesige Treppenstufen und das bei 30 Grad. Das war ganz schön anstrengend. Die Treppenstufen waren teilweise so hoch wie mein Unterschenkel, dass man sich schon richtig anstrengen musste, da hoch zu kommen. Wie machen das die kleinen Chinesen und dann vor tausend Jahren? Da waren alle doch noch kleiner! Beeindruckend.





An manchen Stellen gings ganz schön eng zu und meistens bei den Türmen - die wohl leider auch als öffentliches Badezimmer der chinesischen Mauer genutzt werden. Da hieß es Luft anhalten und schnell durch. Nur manchmal gings leider nicht so schnell voran:



Nagut, jetzt reichts auch mal mit Mauer-Fotos, ne?

Puh, ich bin schon ganz schön erschöpft vom Schreiben und ihr? Ihr sicher auch vom Lesen. Hehe, also tief durchatmen.
Weiter gehts. Nach der chinesischen Mauer sind wir ins Hotel, kurz frisch gemacht, umgezogen und dann sind wir auf einen der Märkte gefahren, wo die Gucci Fälschungen verkauft werden. War alles überdacht und alle Verkaufsstände ordentlich nebeneinander aufgereiht. In jeder 2qm Parzelle gabs ca. 3 Verkäuferinnen, die einen ALLE angesprochen und dann auch noch angetatscht haben. Soo nicht. Die Klamotten waren natürlich alle Plagiate, aber ich muss sagen - gute Plagiate. Die Stoffe haben sich gut und einigermaßen hochwertig angefühlt. Ich habe aber nichts gekauft. Hab irgendwie so meine Schwierigkeiten mit asiatischen Größen :-) bis auf einen Max Mara Mantel war auch nichts wirklich erstrebenswertes dabei. Aber ich hab mir einen kleinen Koffer gekauft. So einen Trolley grad für eine Übernachtung. Ich habe ja nur meinen Riesen-Koffer und bei einem kurzen Trip ist das nun wirklich übertrieben. Jetzt habe ich einen gut kopierten Samsonite Trolley für umgerechnet ca. 20 Euro gekauft und dann hab ich mir noch einen Anzug schneidern lassen. Also eher ein Kostüm - Rock und Jacket in navy blue und aus einem knitterfreien Stoff für umgerechnet ca. 100 Euro. Die haben Maß genommen - das war vielleicht so gegen 17 Uhr abends und kurz vor Mitternacht am gleichen Abend hab ich meinen Anzug ins Hotelzimmer geliefert bekommen. Was für ein Service. Hat auch super gepasst. Spitzenmäßig, aber ich denke mal besser nicht die Arbeitsbedingungen in der Fabrik.

Am nächsten Tag war auch schon wieder Abreise angesagt.
Ich wollte noch das IBM Gebäude fotografieren, weil die Architektur einfach genial ist, aber an dem Morgen gab es tatsächlich recht viel Smog, dass ich mir noch ein Foto ausgeliehen habe:



Wir haben uns dann morgens nochmal kurz ins Taxi gesetzt, um zum Platz des himmlischen Friedens zu fahren. Leider gabs viel Stau, so dass wir fast eine Stunde gebraucht haben. Das hieß also 30 minuten Aufenthalt, um dann zurück zum Hotel und zum Flughafen zu fahren.
Der Platz des himmlischen Friedens oder Tian’anmen Square auf englisch ist wahnsinnig groß und kann bis zu 1 Million Menschen fassen und hat natürlich eine wichtige Rolle in der Historie gespielt.



und das ist der Eingang zur Verbotenen Stadt. Wir hatten keine Zeit mehr, hinein zu gehen.



Einer aus unserer Reisegruppe hat noch ein Schnäppchen gemacht und einem Straßenverkäufer 3 Uhren - davon 2 Rolex - für 30 australische Dollar abgekauft. Da kann man sich vorstellen, dass die Verhandlung etwas länger gedauert hat :-) und deshalb mussten wir uns beeilen, wieder zurück zum Hotel zu fahren.
Dann hat uns der Bus zurück zum Flughafen gefahren und die stundenlange Arie ging wieder von vorne los. Das Essen war irgendwie besonders geschmacksneutral auf dem Rückflug, aber ein Highlight gabs: Häagen Dasz Eis. Zwar zu Granitstein gefroren, aber ich war ja nicht in Eile :-)

Morgens um 6 sind wir in Sydney gelandet, ab nach Hause und dann erstmal E-Mails von 4 Tagen abrufen. Das macht keinen Spass. Ich war so müde von dem Flug und der ganzen Reiserei, dass ich tatsächlich 2 Stunden lang vorm Notebook eingeschlafen bin. Dann bin ich kurz ins Büro gefahren, weil ich ein Paket abholen musste - mein DSL Modem.

Das wars erstmal... Ihr habt tapfer bis zum Ende durchgehalten :-)